„Denn nur von Lust erklingt mein Saitenspiel“ Zum 300. Geburtstag von Johann Peter Uz (1720–1796)

Diese elegisch klingenden Verse stammen aus einem Briefgedicht, das Johann Peter Uz im Oktober des Jahres 1767 schrieb. Es trägt bekenntnishaften Charakter und endet zum einen mit einem Schlussstrich unter eine bemerkenswerte dichterische Entwicklung und zum anderen mit dem Entschluss, sich nunmehr stärker dem juristischen Beruf widmen zu wollen.

Johann Peter Uz, geboren am 3. Oktober 1720 als Sohn eines angesehenen Ansbacher Goldschmieds und einer aus Schwabach stammenden Goldschmiedetochter, verlor frühzeitig seinen Vater. Ausgestattet mit dem hinreichenden Erbe ermöglichte die Mutter Elisabeth dem Sohn eine Ausbildung am Ansbacher Gymnasium Carolinum illustre. 1739 schrieb er sich in die Matrikel der halleschen Universität als Student der Jurisprudenz ein und besuchte neben den obligatorischen juristischen Vorlesungen auch die bei vielen Studenten beliebten Kollegs von Alexander Gottlieb Baumgarten und Georg Friedrich Meier, die sich ästhetischen Fragestellungen widmeten.



In Halle begann eine Freundschaft mit dem Studenten Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Gemeinsame literarische Interessen bewogen sie, sich zusammen mit dem   Theologiestudenten Johann Nikolaus Götz und dem Fecht- und Sprachlehrer Paul Jacob Rudnik zu einem literarischen Kreis zu formieren, die später so benannte Zweite Hallesche Dichterschule. Sie widmeten sich antiken Dichtungen und fanden vornehmlich in Anakreons Poesie wichtige Anknüpfungspunkte für ihre Interessen. Wollte man diese auf einen Nenner bringen, so waren „Wein, Weib und Gesang“ die bevorzugten Stoffe jener Gedichte, die meist mit einem Scherz endeten. Erste Versuche im anakreontischen Gestus entstanden, vornehmlich aber übten sich die Kommilitonen im Übersetzen antiker Texte. Insbesondere Uz und Götz nahmen sich die Oden Anakreons vor.



1743 studierte Uz noch ein Semester in Leipzig, ging dann aber auf Verlangen der Mutter zurück nach Ansbach, lebte dort mit ihr und der Schwester Esther Sophia im Elternhaus in bescheidenen Verhältnissen. Erst 1748 erhielt er eine Anstellung als Sekretär des Justizrats-Kollegiums in Ansbach, 15 Jahre danach wurde er zum Assessor am in Ansbach ansässigen Kaiserlichen Landgericht im Burggrafentum Nürnberg ernannt. Nach seiner Rückkehr entstand eine ganze Reihe Gedichte im anakreontischen Gestus, die Uz anonym in Musenalmanachen publizierte. 1749 erschien, ebenfalls anonym, eine Sammlung seiner Lyrischen Gedichte. Sie wurde von Gleim mit einer Vorrede herausgegeben. Mit seinem in Anlehnung an ein Versepos des Engländers Alexander Pope 1753 publizierten Sieg des Liebesgottes erfuhr Uz eine scharfe Abfuhr durch Christoph Martin Wieland. Sie mündete in eine literarische Kontroverse, die erst durch Lessings Eingreifen beigelegt werden konnte.



Dennoch: Uz verließ die Bahnen der anakreontischen Poesie und wandte sich nunmehr ernsteren Stoff bereichen zu. Vor allem war es die Beschäftigung mit der philosophisch geprägten Odendichtung des Römers Horaz, die ihn zu Übersetzungen anregte. Bereits 1755 hatte Lessing in einer Rezension von „unserm deutschen Horaz“ berichtet – und meinte damit Uz. Der informierte sich weiterhin über den literarischen Zustand in Deutschland, bestellte und las die wichtigsten
Neuerscheinungen deutscher Dichter, machte sich mittels Zeitschriften
mit dem laufenden Literaturbetrieb vertraut, fand aber zunehmend weniger
Geschmack an den neuesten literarischen Produktionen.
Wichtig waren Uz die Briefwechsel – vornehmlich mit Gleim –, die ihm
Kontakte zur literarischen Welt vermittelten. Noch ein Jahr vor seinem
Tod, im März 1795, schreibt er dem Freunde: „[...] diese Briefe machten
einen beträchtlichen Theil meines irdischen Vergnügens!“ Er starb am
12. Mai 1796 an den Folgen eines Schlaganfalles, nahezu vergessen
von Mit- und Nachwelt. In Halle erinnert eine Straße im Stadtteil Frohe
Zukunft an den einstigen Studenten der Friedrichs-Universität Johann
Peter Uz.